„Amateure trainieren zu oft ihre Fehler!“
Der ewig junge Golf-„Opa“ Bernhard Langer bei den Porsche European Open in Bad Griesbach
Der Event bestach durch Professionalität, obwohl die beiden Partner Bad Griesbach als Gastgeber und Porsche als Hauptsponsor Newcomer waren – die Feuertaufe jedoch mit über 25 000 Zuschauern und Bavour bestanden: Die ersten European Open der Golf-Profis seit 2009 im niederbayrischen Bad Griesbach waren eine Erfolgsstory. Ein echtes Weltklasse-Feld u.a. mit Sieger Tongchai Jaidee, dem BMW Open-Sieger Pablo Larazàbal, Österreichs Bernd Wiesberger, dem spanischen Urgestein Miguel Angel Jimenez, Amerikas Star Hunter Mahan – und vier Major-Siegern. Zum Beispiel Bernhard Langer, als 58jähriger mittlerweile schon acht Jahre eigentlich nur noch auf der Champions Tour, zeigte als „Alter“ derart viele „junge“ Schläge, dass er etablierte Top-Stars ausstach – und als 24. bester Deutscher wurde. Auch im Gespräch mit Conny Konzack (man kennt sich 20 Jahre...) erwies er sich als „frisch“:
Bernhard, bei den Senioren geht’s gemütlicher zu, aber bei den European Open mußtest Du zum Beispiel an Tag zwei mal wieder um 3 Uhr aufstehen, weil um 8 Uhr Abschlag war...
...ja, das entsprach für mich als Wahl-Amerikaner sogar zwei Uhr nachts. Als ich mich einschlug, war es noch dunkel. Und dann hatte ich am zweiten Tag, an dem es ja immer um den Cut und Teilnahme am Wochenende geht, überhaupt nicht in den Rhythmus, weil meine zwei Weltklasse-Mitspieler Hunter Mahan und Bernd Wiesberger, die am ersten Tag noch so auftrumpfen, kreuz und quer schlugen, ewig Bälle suchten und sogar nach Wasserschlägen den Schiedsrichter bemühten. Da nervte natürlich auch mich und es war schwer, in Rhythmus zu kommen. Aber vor allem Tag vier mit einigen meiner besten Schläge überhaupt hat mit sehr gefreut. Wäre der Putter nicht so kalt gewesen, hätte es ein Top Ergebnis geben können. Aber Platz 24 in so einem tollen Feld ist absolut okay.
Und typisch Bernhard Langer ging’s nach den Runden oft gleich wieder zum Training...das macht kein Amateur.
Ja, Training ist wichtig. Für uns Profis sowieso, aber auch ratsam für Amateure. Ich persönlich habe immer mehr die Erkenntnis, dass die Qualität des Trainings wichtiger als die Quantität ist. Lieber also 50 konzentrierte Bälle als stundenlang draufhauen. Und der wichtigste Golfschlag, der Putt, ist meines Erachtens zwar vom Rhythmus und dem Zielen abhängig, am meisten am von der Geschwindigkeit. Auch das kann man auch üben...ebenso wie das vorherige Anschauen der Putts von allen vier Seiten. Aber ich weiß: die meisten Amateure nehmen sich einfach dazu die Zeit nicht. Dabei könnten sie soviel profitieren...und ich habe beobachtet, dass viele Golfer ohne Trainier beim Üben einige Fehler machen, die sie dann auch noch ständig wiederholen, also den Fehler geradezu trainieren!
Du hast den Platz in Bad Griesbach vor 12 Jahren selbst designed. Wie hat er sich verändert?
Mittlerweile ist der Beckenbauer-Kurs für die Jungs, die extrem lang sind, fast schon wieder zu kurz, obwohl er für die European Open eine klasse Kulisse abgab. Ich hatte fast Gänsehaut, wie ich, der meist in Amerika reist, wieder hierher kam, die vielen Zuschauer sah und die Begeisterung spürte. Ein Zuschauer stand um vier Uhr morgens auf, beobachtete mich schon beim Einschlagen und ging die ganzen 18 Loch mit mir mit. Unglaublich!
Mit 58 noch absolute top im Golfsport, der von 2ojährigen wie Jordan Spieth Co. dominiert wird. Wird es nicht immer härter, mitzuhalten?
Schon. Ich muss mehr Fitness und Gymnastik machen als früher, um elastisch zu bleiben. Aber was die Technik und Taktik betrifft, profitiere ich eher von der Erfahrung. Zudem maile ich mit meinem Trainer Willi Hoffmann ja permanent meinen Schwung per Video-Aufzeichnung von überall auf der Welt. Da habe ich zehn Minuten später eine Antwort....das ist der Vorteil der heutigen Technologie.
Was ist Dein Erfolgsrezept?
Sicherlich Beständigkeit, Fleiß, langfristige Partner, einen Bruder als Manager, der mir alles abnimmt – dazu meine Familien und mein Glaube.
Sieht die Golf-Welt in Deutschland mit einem zweiten großen Turnier neben den BMW Open nun wieder besser aus?
Besser schon, es ist toll, dass sich Porsche zunächst einmal für drei Jahre in Bad Griesbach engagiert, aber nur zwei Profi-Turniere ist für eine führende Industrie-Nation immer noch zu wenig. Zumal sich Deutschland ja für den Ryder Cup und damit für das weltweit drittpopulärste Sportevent bewirbt, was Länder- und TV-Beteiligungen angeht.
Interview: Conny Konzack