Zwischen Tradition & Moderne
Oman verzaubert nicht nur Sonnen-Seelen...
Je länger der Winter, desto größer die Sehnsucht nach Sonne. Wer die Kältezeit verkürzen möchte, lechzt geradezu nach Alternativen für Südspanien, -afrika, - asien, Nordafrika, Kanaren & Co. Top Magazin hilft seit Jahren dabei. Diesmal eine immer noch exotische Destination, die uralt ist, aber touristisch erst jetzt aktuell wurde – nicht nur, weil hier der Sonnengott 360 Tage im Jahr „arbeitet“ und es besonders zwischen September und April angenehm warm – bis zu ca. 30 Grad – werden lässt. Und in der die Highlights aus den Kulissen der Erzählungen von Tausendundeiner Nacht und Seefahrer Sindbad locken. Ab ins Sultanat Oman! Ab in eine ganz andere Welt, die von uralten Bergsiedlungen bis zu Nobel-Herbergen an Traumstränden so ziemlich alles bietet, was wir Mitteleuropäer so lieben. Oman wirkt wie Arabien aus dem Bilderbuch...
Okay, Sindbads Abenteuer sind Märchen. Aber Oman – mit 310.000 km2 etwas kleiner als Deutschland – bietet neben seiner altarabischen Atmosphäre in Wirklichkeit eine derartige Vielfalt, dass man auch nach längerer Zeit vor Ort hier immer wieder staunt. Vor allem über die angenehme Art der Menschen, die Streit und Unbill nicht zu kennen scheinen, die trotz der immer noch geringen Bildung im Land stets auskunftsfreudig, hilfsbereit und freundlich sind. Die Omaner und viele Fremdarbeiter aus Indien, den Philippinen oder Nepal verstehen sich hier untereinander bestens. Auch herrlich ist der Mix aus arabischer und internationaler Küche. Und der aus modernen Küsten-Oasen, in denen die Entwicklung geradezu rast, und den urigen Dörfern in der Bergregion Jebel Akhdar, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint – was einen Besuch umso wertvoller macht.
Man muss sich mal vorstellen: Als der heutige Monarch Sultan Qaboos ibn Said 1970 seinen Vater als 30-Jähriger nach seinem England-Studium beerbte, gab es weder Strom noch Straßen – gerade mal 10 km!, keine Schulen und nur ein Krankenhaus, keine Radios, keine Gesetze, Polizei oder gar Ministerien. Und schon gar keine Royal Opera nahe der Hauptstadt Muscat, die nicht nur ein imposantes Gebäude darstellt, sondern nach Kairo überhaupt erst das zweite Opernhaus der ganzen Golfregion ist. Mit der richtigen Investition der Öl- und Gasvorkommen (70/30 Prozent) küsste er das ganze Land wach. Übrigens: Als wir unser herrliches Miet-SUV von Sunny Cars nach einer Woche mal mit 60 Liter volltanken mussten, schmunzelten wir etwas neidisch – über die 25,60 Euro-Rechnung...
Oman heute: Hightech & Highways...
...die uns Germanen gut stünden (gebaut von der österreichischen Firma „Strabag“), ein 1a Mobilfunknetz und eine Digitalisierung, die unser marodes Netz bald zu überholen „droht“. Und kein Auto scheint älter als zehn Jahre zu sein. Die Omaner geben nicht nur auf dem Asphalt mächtig Gas... Und: Es wirkt äußerst angenehm, keine Wolkenkratzer à la Dubai oder Abu Dhabi vorzufinden – und nicht an jedem Eck von irgendeiner Werbung erschlagen zu werden. Der sympathische Sultan, der gepanzerte Limousinen und Bodyguards ablehnt, schaffte den sanften Spagat zwischen dem Bewahren von Tradition und der Öffnung zur Moderne. Selbst sein eigener Golfplatz Ghala unweit des International Airports Muscat beweist das geradezu symbolisch – mit riesigen sandigen Waste Areas ebenso wie mit supersaftigen Grüns und Fairways! Kein Wunder, dass Sultan Qaboos, 78, mit seiner Politik bei den Omanern so beliebt ist. Leider hat er keinen Erben... okay, Frauen schätzt er dem Vernehmen nach wohl eher als wertvolle Menschen, denen er in seinem Reich weitaus mehr Rechte einräumt, als das in nahezu allen anderen arabischen Ländern der Fall ist. Das beweisen nicht nur prächtige Bauten wie das „Girls College“...
Keine Wolkenkratzer... aber Top-Hotels
Oman als Reiseland ist noch jung. Gerade mal 13 Jahre ist es her, dass man sich „öffnete“. Damals hatte die Hongkong-Hotelkette Shangri-La schon den richtigen Riecher, in der Region der Top-Buchten östlich von Muscat unmittelbar in einer sandig-steinigen Bergregion einen Resort- & Spa-Komplex aufzubauen, der mit seinen drei Häusern Al Husn, Al Bandar und Al Waha jeden Urlaubergeschmack trifft – von „adults only“ bis zum „family resort“. Jürgen Dörr, weltweit erfahrener General Manager im Al Bandar, ist stolz auf seine sportlichen und kulinarischen Verwöhn-Oasen wie z.B. das exzellente Fischrestaurant „Bait al Bahr“ mit Wellenschlag bis zum gemütlichen Holzhaus und „schwimmenden Schmankerln“ wie dem Hammour direkt aus der Bucht, Lobster oder Red Snapper. Und einer Top-Auswahl internationaler Weine... Seit Neuestem bekocht hier der Deutsche Andres Kaiser seine Gourmet-Gäste – kaiserlich...
Arabische Kultur am Hotelstrand...
Jürgen Dörr schaffte im Hotelbereich, was Sultan Qaboos im ganzen Land schaffte – die Symbiose von alt und modern: Jeden Freitagabend bietet er seinen Gästen z.B. direkt am Hotelstrand ein typisches Outdoor-Dinner namens „Quanadeel Experience“ an – im altarabischen Stil mit Sitzkissen, Teppichen, arabischer Musik, Oahwa Coffee, Bildern und Designs aus den landestypischen Henna-Farben, omanischer Folklore-Musik, Original-Handarbeiten – und typischen exotischen Gerichten wie Halwa, Shuwa (Lamm), Falafel, Kebbeh mit Knoblauch-Sauce, Dijaj Mashwi (gegrilltes Huhn) oder das omanische Brot Mardouf. Und alles vor dieser herrlichen Gebirgskulisse, die das ganze Resort mit den allabendlich beleuchteten Felswänden in der Dunkelheit so faszinierend macht. Jürgen Dörr: „Somit bekommen die Gäste einen authentischen Einblick in die uralte Tradition, ohne organisierte Tages-Trips in die Wüste mitmachen zu müssen, die wir aber natürlich auch bieten.“
Die Idee funktioniert schon – wie die zweite des Deutschen wohl auch funktionieren wird: Dank der Top-Straßen organisiert der frühere Radprofi mit dem jetzigen, dem deutschen Top-Star Andreas Klöden, Radtouren für jedermann/frau. Klöden: „Ich habe das schon oft in Dubai gemacht, aber in Oman sind die Straßen noch besser und die gesamte Atmosphäre ist noch viel authentischer...“ Und nach dem Radl-Trip geht’s ins herrliche Hotel-Spa, in dem alle unsere 656 Muskeln vor Freude „singen“... www.shangri-la.com
Überhaupt ziehen Deutsche in der Hongkong-Hotelgruppe die Fäden: Das exklusive Al Husn mit seiner sensationellen Bergterrasse führt Milan Drager, und Oliver Braun, der Münchner Shangri-La Sales Manager im Hotelkomplex, ist nach 18-jähriger Oman-Erfahrung überzeugt: „Oman wird gottlob nie wie Dubai. Die Entwicklung hier ist wie die Menschen: gemäßigter, ausgeglichener, unabhängiger, eigenständiger – und mit eigener Identität. Ich betrachte Oman als die Schweiz Arabiens...“ Auch wer wie die Autoren über 45 Jahre lang die Welt gesehen hat, ist hier begeistert. Oman ist einfach faszinierend. Wir scheuen uns auch nicht, unseren Kollegen Dirk Weber zu zitieren:
Wäre der Oman eine Tugend – es wäre Bescheidenheit. Man prahlt nicht mit Reichtum, Glamour und Glitzer wie die Nachbarn Abu Dhabi oder Dubai.
Wäre der Oman ein Duft – es wäre Weihrauch. Okay, nicht jeder liebt den Geruch des Räucherwerkes, das einst kostbar wie Gold war. Frankreichs Parfum-Legende Guy Robert kreierte hier in den 70ern mal das angeblich teuerste Parfum der Welt – Amouage. Mit Rosenwasser, Myrte und – Weihrauch. Parfums sind auch heute noch ein herrliches Mitbringsel aus dem Oman.
Wäre der Oman ein Geschmack – es wäre der der Dattel. Die honigsüße Frucht wird hier seit 3000 Jahren angebaut – heute in 40 Sorten, die teuerste um 1000 Euro pro Kilo!
Und wäre der Oman (doch) ein Märchen – es wäre wahr...!
Dr. Samir Sayegh / Conny Konzack
Oman – ein Paradies...
...für Wadi-Wanderer, Taucher und Trekking-Fans, Offroader und Opernfreunde, Genießer, Golfer – und „Kameltreiber“...
Unterwegs am Arabischen Meer – gibt es mehr zu tun, als man vordergründig denkt, wenn man die oft karge Landschaft vom Flieger aus sieht. Aber es gibt überall Oasen, vor allem in den Wadis, den tiefen Schluchten, die (ebenfalls von oben betrachtet) wie die tiefen Furchen von Keith Richards Gesicht ausschauen. Spaß beiseite: Im Oman locken unzählige Aktivitäten, die in den milden Wintermonaten für uns Mitteleuropäer natürlich am besten zu meistern sind.
Sightseeing ist hier doppelt Pflicht: einmal in den Bergen, um z.B. bei Nizwa die uralten Siedlungen, oft mit herrlichen Festungen, und die armen, aber freundlichen Einwohner zu erleben. Und zum anderen in der Küstenregion, die sich wie eine große Stadt-Schlange im Südwesten des Mittleren Ostens hinzieht. Das Sultanat Oman inspiriert alle Sinne – vor allem die von Sportlern.
Für Taucher sind die Daymaniyat-Inseln vor der Hauptstadt Muscat eine wahre Oase über wie unter Wasser. Auch der „geheime“ Süden bei Salalah birgt einen farbenfrohen Fischreichtum in nahezu unberührten Tauchspots.
Die fantastischen großen Straßen mit jeweils zwei Meter breiten Radwegen sind für Radsportler geradezu perfekt – kein Wunder, dass es hier immer mehr Zweirad-Events gibt.
Kontrast Kultur: Interessant sind das naturhistorische Museum im Ministerium für Erbe und Kultur im Al Khuwair-Viertel, die große Sultan Qaboos-Moschee, der königliche Palast in Alt-Muscat, unzählige Festungen – und das „Royal Opera House Muscat“, das man vom „Sultan Qaboos Highway“ als imposanten Neubau aus 2011 gut sieht. Der erste Bau seiner Art auf der Arabischen Halbinsel und dank klassischer Musik, Jazz und Ballett stets gut besucht. (www.rohmuscat.org.om).
Sogar Golfer kommen hier (bei 30 bis 90 Euro Greenfee) auf ihre Kosten: Hügelig, aber moderat spielt sich der „Muscat Hills Golf & Country Club“ mit seinem lässigen, südafrikanischen Manager David Hon. Wer hier Loch 5 und 15 jeweils Par spielt, der kann’s (www.muscathillsgolf.com). Zudem glänzen in der Region um Muscat zwei weitere 18-Loch-Anlagen: Ghala Golf gehört dem Sultan selbst und charakterisiert sich kontrastreich durch den Wechsel von riesigen Waste Areas und saftigen Fairways & Grüns. Not easy... besonders Loch 4, 8 und 18 mit einem herrlichen Teich vor dem Clubhaus. Und entsprechend vielen Schadenfreunden auf der Terrasse... Neu ist der englische General Manager Tim Neil – ein echter Macher! Der ganze Club ein einzigartiges Erlebnis (www.ghalagolf.com)! Der Hit ist aber ausgerechnet ein Links-Kurs direkt am Flughafen, auf dem man oft um sein Käppi bangen muss, wenn die Riesenjets tief landen und starten: „Al Mouj Golf“ ist optisch und technisch einzigartig - ein wahrer Championship Course, auf dem auch jeden Novemberanfang die „Golf Classic Challenge Tour“ spielt (www.almoujgolf.com.)!
Golf in Oman. Eine herrliche Alternative mit nur 6 Stunden Flug..
Conny Konzack